Bindungstraumen - Entwicklungstraumen
Bindungsmuster und die Fähigkeit zur Co-Regulation mit anderen Menschen werden maßgeblich in der Kindheit eingeübt und bestimmen unser Selbstempfinden. Es gibt eine Vielzahl von möglichen Schwierigkeiten in den frühen Resonanzbeziehungen eines Kleinkinds zu seinen primären Bezugspersonen, die in ihrer Tragweite von Seiten der Erwachsenen häufig unterschätzt werden. Erwachsene beurteilen Situationen häufig aus der ihnen eigenen Perspektive der Handlungsfähigkeit und Selbstbestimmtheit. Sie übersehen dabei leicht, dass sich prekäre Situationen aus der Kindperspektive um ein Vielfaches bedrohlicher darstellen. Kinder sind noch nicht voll handlungsfähig und stark auf die Erwachsenen angewiesen. Aus dieser Tatsache erwächst ein enormes Bedrohungspotential. Je kleiner und hilfloser Kinder dabei sind, umso größer wird die existentielle Bedrohung. Kommen Störungen in der Beziehung zu den primären Beziehungspersonen zu häufig vor, und gelingt es nicht, sie aufzufangen, können Kinder oft ihre Fähigkeit zu Bindung und Co-Regulation nicht ausreichend entwickeln. Die Fähigkeit, tragfähige Bindungen einzugehen, kann beeinträchtigt werden.
Traumatisierungen spielen bei der Störung von Bindung und Co-Regulation eine bedeutende Rolle. Sie sind häufig die Ursache von Bindungsstörungen, da sie zu einer Dysregulation des autonomen Nervensystems führen. An dieser Stelle grenzt die ICD-10-Definition von Trauma und der Vorstellung überwältigender traumatischer Ereignisse viele Kinder aus. Denn Kinder und Säuglinge können schon dadurch traumatisiert, d.h. in einen dauerhaft dysregulierten, defensiven Zustand ihres autonomen Nervensystems versetzt werden, indem ihnen keine ausreichende Unterstützung bei der Selbstregulation zuteil wird. Häufig geht der Traumatisierung von Kindern eine Traumatisierung der primären Bezugspersonen voraus.
Es geht also um die Notwendigkeit, sichere soziale Beziehungen aufzubauen, ohne die wir Menschen nicht in ein psychisches wie physisches Gleichgewicht kommen können. Gelingt es nicht in tragfähige Beziehungen einzutreten, ist Einsamkeit, an die das Gefühl von Unsicherheit gekoppelt ist, eine häufige Folge, und eine Negativspirale von aversiven Emotionen kommt in Gang. Eine Vielzahl seelischer und körperliche Probleme, wie Depressionen, Angst- und Panikstörungen, dissoziative Symptomatiken, Herzrhythmusstörungen, Störungen des Immunsystems und des Verdauungstraktes sind die Folge.
Weitere Informationen können sie der Publikation "Gestalttherapie, Trauma und Polyvagaltheorie - Arbeiten mit autonomen Körperreaktionen" oder dem Ausschnitt eines Vortrages zur Polyvagaltheorie entnehmen.