Medizinisches Trauma
Viele Traumatisierungen haben ihren Ursprung in Krankheit und Schmerzen. Es sind nicht nur die lebensbedrohlichen Situationen, denen Betroffene oft hilflos ausgeliefert sind, sondern auch eine technisierte Medizin, die sich oftmals ihres traumatisierenden Potentials nicht bewusst ist. Menschen sind keine biologischen Maschinen, und existentielle Grenzerfahrungen hinterlassen ihre Spuren, die über eine physische Genesung weit hinausgehen. Es ist nicht nur das Bewusstsein der immanenten Bedrohung des Lebens durch das Faktum der eigenen Sterblichkeit, das durch Krankheit und Schmerzen aktualisiert und ins Zentrum gerückt wird, sondern es werden auch organismische Überlebensreaktionen aufgerufen, die Krankheitssituationen traumatische Dimensionen annehmen lassen. Nahtoterfahrungen, die Hilflosigkeit im künstlichen Koma oder intensivmedizinische Prozeduren haben oft traumatische Folgen. In der Folge können dann medizinische Eingriffe erneut traumatisieren, wenn sie unverarbeitete Erlebnisse triggern.
Medizinische Prozeduren werden häufig in ihrem traumatischen Potential unterschätzt. Viele Genesungsprozesse geraten ins Stocken, weil die oftmals ausgelösten defensiven Reaktionspfade des Organismus eine angemessen Regulation verhindern. Die Möglichkeit einer posttraumatischen Belastungsstörung sollte als Folge einer medizinischen Behandlung in Betracht gezogen werden.
Weitere Informationen können sie der Publikation "Gestalttherapie, Trauma und Polyvagaltheorie - Arbeiten mit autonomen Körperreaktionen" oder dem Ausschnitt eines Vortrages zur Polyvagaltheorie entnehmen.